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        Serra de Tramuntana

3-2-1....touchdown... Die Räder der Boeing berühren weich die Landebahn auf der Lieblingsinsel der Deutschen. Ich bin an Bord der Maschine.  

Auf mich wartetkein Strand, kein Ballermann und kein AI. Der Grund für meinen Besuch heißt "Ultratrail-Serra de Tramuntana". In elf Stunden werde ich um Mitternacht in

Andratx an der Startlinie stehen.

Also, Mietwagen holen, ins Hotel und vielleicht noch 'ne Mütze voll Schlaf.
Es ist 21:00 Uhr, der Bus soll uns von Alcudia zum Start bringen. An Schlaf war nicht mehr zu denken, hoffe, ich stehe das Rennen auch so durch. Bis jetzt war

Fraggle ganz cool und relaxt. Doch damit ist nun Schluss. Ich treffe ein paar bekannte Gesichter aus der Szene, kurzer smalltalk dann bin ich im Bus 10min  eingenickt.

23:59 Uhr....107Km und ca.4.500 HM erwarten mich und ca. 600 weitereTrail-Läufer. Es liegt eine Spannung in der Luft, die man nicht beschreiben kann.
3-2-1... vamos....... Es geht aus dem Ort und der Weg steigt an, der erste Anstieg mit rund 700 Hm auf 10 km. Der Untergrund wird steinig und es ist kein richtiger Weg mehr. Vor mir tanzen die roten Rücklichter, ich drehe mich um und sehe einen Lindwurm aus Stirnlampen bis weit ins Tal.
Es ist kalt und windig, höchstens 10°C. Ich hatte Mallorca anders in Erinnerung!

Es geht bergab, die Eindrücke sind intensiv. Die Gerüche, das Mondlicht. Ich bin im Flow.
VP 1, km 18,7, ich fühle mich gut, noch dreieinhalb Stunden und die Sonne geht auf.
Kurz vor km 36 (VP 2) schlängelt sich der Trail bis auf Meereshöhe herab. Ich habe Hunger, könnte jetzt alles essen. Der Morgen schiebt sich über die Berge.

Noch vielleicht eine halbe Stunde und ich kann die Lampe ausschalten. Ich hoffe ich komme am Tage etwas schneller voran.
VP 4 Deiá, ich dachte der nächste VP wäre Sóller.
Ein Rückschlag, um 10 km verschätzt.

Ein kurzer Check:
Oberschenkel OK
Arme schmerzen vom Stockeinsatz (ich bin nichts mehr gewohnt).
Füße, Zehen, alles da wo es hingehört.

VP 5, Sóller: Endlich. Ich erfahre, dass ich knapp im Zeitlimit bin. Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht. Bis jetzt!!!!!
Noch 43,5 km und der längste Anstieg warten auf mich. Ich muss an Kawi denken und unsere Witze bei den letzten Läufen. Ein 40iger geht immer. So haben wir uns

hochgezogen. Ich hoffe wir hatten Recht.
Die Sonne steht hoch am Himmel, es ist 13:50 Uhr und ich schraube mich über unzählige Serpentinen nach Cúber zum Stausee hinauf.  

Die Landschaft ist atemberaubend. Eine Schlucht, Wasserfall und mir geht es gut.  

Das schönste ist, jeder der dieses sehen will, muss es sich verdienen. Keine Autos oder

Motorräder. Ja... Schweiß aus seinen Muskeln weinen lassen.

Daylight finisher, das wäre was. Aber warum eigentlich? Das Ziel erreichen und wieder tres Puntos einstreichen für den UTMB.
Dieser Hunger... so muss sich ein Vampir fühlen der Jahrhunderte im Schlaf lag und den es nach Blut dürstet.
Kurzer Check alles Ok.

Ein letzter Anstieg erwartet mich bevor der Downhill zum Kloster Lluc, dem letzten VP beginnt.
Was zum Henker mache ich hier eigentlich? Wenn die nächste Woche einer das Wort"Berg" fallen läßt, der bekommt eine gelangt.

Lluc, km 89,7, es ist unfassbar. Mir geht es gut. Ich bin rund 38 Stundenauf den Beinen und nicht müde. Jetzt fahre ich das Ding nach Hause.
20:30 Uhr, die Sonne berührt am Horizont das Meer. Ich hätte heute morgen nie gedacht, dass ich nochmals die Stirnlampe aufsetzen muss. C'est la vie!!!

Ich laufe wie ein Uhrwerk. Waren sehr viele Stellen nicht laufbar für mich,so ist das jetzt mein Homerun. Noch 4 km, was soll da noch kommen?
Ich muss über Bruchsteinmauern klettern, über Leitern steigen. Ich fluche im Schein meiner Stirnlampe wie Rumpelstilzchen. Wenn mich einer sehen könnte,würden sie mich wahrscheinlich aus dem Rennen nehmen.  

Verwirrt, fluchend und laufend.
Noch 500m, ein erhabenes Gefühl zu wissen, dass man einmal mehr über sich hinausgewachsen ist.

Vamos, Vamos... die letzten Meter... nur meine Ohren hindern mich daran im Kreis zu lachen.
3-3-1 touchdown.
Fin Serra de Tramuntana.

Im Auto auf der Fahrt Richtung Palma sehe ich die Berge. Ich kann nicht fassen, dass ich über diesen gesamten Gebirgszug gelaufen bin, so viele Eindrücke in der kurzen Zeit.
Was zum Abschluss noch zu sagen ist: "Es ist ein wunderschöner Trail-Lauf,den man nicht unterschätzen sollte. Viele nette Menschen, eine gute Organisationund eine schöne Landschaft".

Ich glaube es wird Zeit, noch einen kleinen Umweg über die Playa zu machen. Ich denke das habe ich mir jetzt verdient....

       

    la soledad del corredor